Weihnachten rückt näher

Heute ist wieder einmal Wochenende, die schlimmeren Tage also. Gestern gab es tolle Momente mit den Kindern. Nelian habe ich zu Hause gelassen vom Kindi und Sasha hatte heute Ihren Tag im Theater mit Ihrer Schule. Nelian und ich haben am Vormittag viel gespielt und zusammen gekocht. Wir waren dann in Sashas Schule auf dem Spielplatz, bis wir sie abholen konnten. Den Damen aus der Kantine habe ich ein Glas Honig als Dankeschön überreicht, weil sie so herzlich mit Sasha umgehen. Sasha haben wir dann mitgenommen, als sie mit dem Essen fertig war. Man hat ihr angemerkt, dass es anstrengend war, weshalb sich das Einkaufen beim EDEKA auch schwierig gestaltete und sie dann nach dem Bezahlen wegen Nelian anfing zu weinen.

Zu Hause konnte ich sie schließlich beruhigen, Nelian war im Auto eingeschlafen. Franziska kam früher nach Hause und hat sich Nelian gwidmet. Ich konnte mit Sasha in Tierheim, zum Katzenstreicheln. Das machen wir seit ein paar Wochen, Sasha dort abschalten kann und total bei ihren Lieblingen aufgeht. Sie hat ein sehr großes Herz für Tiere, ist einfühlsam und bekommt großartiges Feedback der Katzen.

Am Abend brachten wir dann Franziskas Matratze aus dem Flur im OG in Nelians Zimmer (ehemals unser Schlafzimmer). Seit Sommer schlafen Franziska und Nelian auf dem Boden im Flur, neben Büchern, Kleiderschrank und Badezimmer. Es gibt dort keine Tür, es zieht und ist kalt, hell und man hört alles was Nachts im Haus so vor sich geht. Nach dieser Ewigkeit nun, ist die Matratze wieder im Zimmer – zwar ohne Bettgestell, aber immerhin. Nelian findet es toll und so besteht nun vielleicht die Chance, dass er von sich aus einen Impuls gibt, wieder alleine in seinem Kinderbett zu schlafen. Die Matratze liegt direkt daneben.

Als das Kinderbett noch bei Sasha im Zimmer stand und wir noch ein gemeinsames Schlafzimmer hatten, verlangte Neli immer öfter in seinem Bett zu schlafen. Bei Sasha fühlte er sich sicher und konnte hierdurch seine Selbstständigkeit zum Ausdruck bringen. Durch die extremen Konflikte zwischen Franziska und mir, die dann in der Auflösung des gemeinsamen Schlafzimmers resultierten, hat Nelian diese Selbstständigkeit vollkommen abgelegt und sucht Nacht um Nacht die Nähe von Franziska. Zeitweise auch von mir, aber vornehmlich die von seiner Mutter.

Heute dann, nach der ersten Nacht im Zimmer, hat der Samstag neutral begonnen. Ich hatte etwas länger geschlafen als alle anderen, da ich in der Nacht dreimal gerufen wurde. Das rufen funktioniert durch eine Funkklingel, die ich für Sasha und Franziska jeweils am Bett installiert habe. Sie brauchen nur den Auslöser zu Drücken und ich höre das Klingeln an meinem Bett. Zuerst also klingelte Franziska. Neli wollte zu mir nach unten. Ich habe ihm Geschichten aus dem Tierheim erzählt und er ist dann eingeschlafen. In der Nacht dann wollte er aber wieder zurück nach oben. Früh am Morgen  dann klingelte Sasha, sie benötigte Nasentropfen und der lautsprecher war leer. Somit hatte ich keinen guten Schlaf und blieb bis 9 im Bett.

In der Küche wurde ich von Franziska wieder einmal nicht begrüßt. Sie hatte mit Nelian gefrühstückt und spielte oben mit ihm. Sasha war selbstständig wach geworden und hat sich angezogen und ihr Zimmer aufgeräumt. Ich habe dann Pfannenkuchen für alle gemacht und mit Sasha gefrühstückt. Franziska war angespannt und offenbar nicht so gut drauf. Sie wollte raus, die Sonne schien und sie hatte am Tag zuvor einen Weihnachtsbaum zum Zusammenbauen gekauft. Hierfür wollte sie noch Äste zurecht schnitzen und das Auto saugen und putzen. Das haben wir nicht besprochen, sondern ich habe es draußen dann gesehen als ich auch raus bin.

Zuvor war Nelian sehr sehr anhänglich. Sein Ausschlag im Gesicht ist schlimmer geworden und er hat sich ständig die Augen gerieben. Ich konnte ihn nur zeitweise ablenken, er wollte immer wieder zu Franziska. Erst wollte er nicht mit nach draußen, weshalb er sich mit ihr stritt und anfing zu weinen. Er ging dann aber mit nach draußen. Sasha beschäftigte sich in ihrem Zimmer selbst. Nachdem ich das Essen vorbereitet hatte, ging ich auch raus um Laub zu rechen. Franziska hatte das auch gemacht, gesprochen haben wir auch hier nicht miteinander. Ich wollte eigentlich beide Autos saugen und hatte die Schlüssel eingesteckt. Sah dann, dass Franziska probierte, den Touran mit dem Zweitschlüssel zu öffnen, bei dem die Batterie leer war und die ZV nicht funktionierte. Das Problem war bekannt und so musste man die Kappe am Türschloss abziehen, um das Schloss manuell öffnen zu können.

Ich sprach sie an, warum sie mich nicht nach dem Schlüssel fragte. Ihre Antwort darauf war, weil sie mich nicht stören wollte. Die Kappe ging dann nicht auf Anhieb wieder auf das Schloss und ich bot ihr meine Hilfe an – lass mich probieren, sagte ich. Darauf hin hielt die die Kappe nach oben, war abwehrend und reagierte patzig – sie wolle es selbst lernen. Damit war der Tag für mich gelaufen. Ich bot ihr Hilfe an, ohne Wertung – und werde von ihr behandelt, als sei ich ein Haufen Scheiße. Wie einem Fremden gegenüber, als wollte ich ihr die Schlüssel klauen und sie ausrauben. Ich fühlte mich wie ein Verbrecher. Ironischerweise wäre sie einem Fremden gegenüber in so einer Art und Weise niemals entgegengetreten, selbst wenn der sie wirklich hätte ausrauben wollen.

Ich verzweifle daran! Ich bin dann so dermaßen frustriert, sie nimmt das offenbar nicht wahr und weiß nicht wie verletzend dieses Verhalten für mich ist. Ich fühle mich hilflos und wütend. Ohne das ich es möchte fängt so eine Negativspirale an, die sich dann bis zum Abend fortsetzt und alles mit sich reißt. Der Rest des Tages hat das bestätigt… wir haben kaum mehr miteinander gesprochen. Beim Mittagessen fragte sie mich, wie es mir ginge. Ich antwortete mit „beschissen“ – wegen der zuvor beschriebenen Situation. Sie sagte dann, sie dachte das sei geklärt. Wie sie darauf kam, weiß ich nicht. Dann fragte sie mich noch wie es mir körperlich ging, weil ich die Tage zuvor unter Müdigkeit und Schwindel litt, sie davon ausging, sie habe Corona und mich angesteckt. Ich habe das Gefühl, sie das nur macht, weil es ihr die Ärzte in der Therapie geraten haben – also mit mir dieses Minimum an Konversation zu führen. Keine Ahnung.

Ich vermute auch, dass sie ihr Verhalten als Rache an mit auslebt, weil ich sie in der Vergangenheit auch schlecht behandelt habe. So kann sie es mir zurückzahlen. Wenn das wirklich ihre Intention ist, dann funktioniert es. Es macht mich kaputt. Ich habe Gedanken, die ich zuvor in meinem Leben noch nie hatte. Negativ, pessimistisch, dunkel, verrückt und krank. Ich kann heute nicht sagen, wo dies alles hinführt. Alles was ich hoffe ist, dass unsere Kinder solche Tage nicht länger ertragen müssen. Dieses Verhalten zwischen Franziska und mir haben nicht nur eine Schattenseite für uns selbst, sondern, was viel schlimmer ist, auch für unsere Kinder.

Ich versuche alle was in meiner Macht steht, das zu verhindern. Aber es ist so unendlich schwer mit einer Person, die einen verachtet, nicht respektiert und dem man in fast jedem gemeinsamen Moment anmerkt. Das anzusprechen traue ich mich nicht, da es dann in einem handfesten Streit enden würde – Franziska abhauen würde, die Kinder in Panik hinter ihr her möchten, ich sie zurückhalten müsste und am Boden zerstört wäre. So war es bisher nicht nur einmal. Daher spreche ich es nicht weiter an, halte still, werde aber innerlich aufgefressen.

Ich hoffe meine Kinder können mir das irgendwann verzeihen. Sie sollen wissen, dass ich nicht wollte, dass es soweit kommt. Dass ich alles an eine Wand gefahren habe. Dass ich sie über alles Liebe, ihnen eine Familie schenken wollte, in der sie Liebe erfahren, liebevollen Umgang miteinander, untereinander, in der sich Eltern lieben, Geschwister lieben und in der Familie über allem steht. Ich weiß, dass ich daran gescheitert bin und es tut mir unendlich leid.

Sasha sitzt gerade neben mir am Küchentisch, es ist 19.36 Uhr. Franziska ist mit Nelian im Bett. Auch wenn er eingeschlafen ist, wird sie nicht mehr aufstehen. So sind all unsere Tage. Franziska geht stets mit den Kindern ins Bett. Wir hatten seit Sashas Geburt so gut wie keinen einzigen Abend gemeinsam… sechs Jahre auseinander gelebt, ohne Chance sich besser kennenzulernen, auszutauschen über Sorgen, Freuden und alltägliche Dinge die im Leben wichtig sind. Ob sich das noch in irgendeiner Weise reparieren lässt, weiß ich nicht… hätte ich einen Wunsch frei, würde ich nicht zögern das anders angegangen zu haben. Weihnachten rückt näher, wir sind aber Welten voneinander entfernt.

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