Silvester 2023

Es ist jetzt 23.40 Uhr, und ich versuche noch einmal, etwas Kraft für den heutigen Eintrag zu finden. Der Tag mit den Kindern verlief recht schön; wir haben bis in den Vormittag geschlafen, Nelian bei mir. Danach haben wir gefrühstückt, uns angezogen und gespielt. Franziska war mit einer Freundin verabredet und hat beim Bäcker vorbestellte Sachen für das Abendessen abgeholt (Baguette und Berliner). So haben wir uns bis ca. 13 Uhr überhaupt nicht gesehen. Ich habe dann Mittagessen gemacht und zuvor, wie auch schon gestern, alles für das Fondue vorbereitet. Franziska kaufte das Fleisch am Freitag an der Metzgertheke, und es kam schon dort der Kommentar, dass sie Fondue eigentlich gar nicht mag und ich es ja wieder mal alleine entschieden hätte, was wir essen. Es sei ja nur Fleisch und sonst nichts. Eigene Ideen hatte sie aber nicht vorgebracht, außer „Für mich bitte nichts Aufwendiges…“

Ich habe mir jedenfalls doppelt Mühe gegeben, alles gut und richtig zu machen, indem ich verschiedene Beilagen vorbereitete: Karottensalat, Rote-Bete-Salat, Baguettebrot, Ofenkartoffeln, Kräutersauerrahm, russische Eier, etc. Trotz der angespannten Situation und dem ganzen Stress mit den Kindern kann ich beim Kochen etwas abschalten, und es macht mir große Freude, schöne Gerichte zu zaubern. Ich hatte jedoch aufgrund der negativen Kommentare von Franziska große Angst, dass es heute Abend alles in die Hose gehen würde, und wir streitend am Tisch sitzen würden. Sie war seit ihrer Rückkehr vom Treffen mit der Freundin völlig abwesend, hat beim Spielen mit den Kindern kaum noch Geduld, ist am Handy oder verlässt beim gemeinsamen Zusammensein vor dem Fernseher dreimal den Raum. Es herrscht überhaupt keine Harmonie, und sie befindet sich stets überall, nur nicht wirklich bei uns und schon gar nicht bei mir.

Wir sind heute nachmittags spazieren gegangen und waren kaum aus der Haustür draußen, und schon gab es einen Konflikt. Sie hatte für unseren Nachbarn Gerold ein Glücksschwein besorgt und wollte es mit den Kindern an der Haustür überreichen. Wir hatten zuvor schon leichte Schwierigkeiten, die Kinder in die Kleider zu bekommen, und ich war froh, als wir es dann schließlich doch mit beiden raus geschafft hatten. Gerold hatte uns dann alle zu sich hinein gebeten, was sehr nett war, aber angesichts der Lage, dass die Kids sich draußen etwas auspowern sollten, völlig fehl am Platz. Ich habe das auch so gesagt und wollte weiter. Franziska sagte dann, das sei unhöflich, und blieb. Ich bin mit den Kindern eine Runde ums Haus gegangen und habe sie dann wieder an der Tür abgeholt. Ich hatte das schlimme Gefühl, dass die Stimmung hier sehr schnell kippen würde, was dann zumindest nicht von ihr nach draußen getragen wurde. Genau sagen kann ich es aber nicht.

Wir sind dann gemeinsam eine Runde aufs Feld, und die Kinder haben sich selbst beschäftigt. Ich fragte Franziska, wie es ihr geht, und ob sie mit mir über etwas sprechen wolle, was sie verneinte. Auch hier war sie wo völlig anders. Ich habe keine Ahnung. Sie wünscht sich einerseits mehr Interesse von mir und mehr Fürsorge, wenn ich dies dann aber versuche, blockt sie ab. Andererseits sagt sie, ich sei zu verschlossen, aber an sie komme ich überhaupt nicht ran. Ich vermute aber stark, dass das nur bei mir so ist. Mit allen anderen Menschen, ob näher bekannt oder teilweise wildfremd, vermag sie sich auf normale oder gar überschwängliche Art und Weise auszutauschen. Ich glaube, sie hat in ihrem Leben noch nie jemandem außerhalb der Familie ihre Meinung gesagt. Jedenfalls haben wir tatsächlich alle bis zum Abendessen durchgehalten, und es ist nichts eskaliert.

Beiläufig erfuhr ich zuvor noch nach dem Mittag, dass ihre große Schwester anreisen möchte. Alleine, mit dem Zug aus Kehl. Ihr ältester Sohn hatte gestern Geburtstag, und heute ist Silvester, den ihre vier Kinder bei der Schwiegermutter verbringen. Angekündigt hat sie das heute, am Tag der Anreise – ich weiß nicht, wie lange sie bleibt, habe nichts eingekauft, unser Toilettenpapier ist aus, und ich fühle mich hier schon ziemlich verarscht, denn wenn ich Verwandtschaft oder Freunde auf so kurze Frist hin anreisen lassen würde, wäre der Teufel los, und Franziska würde mir das sicher noch Jahre lang vorhalten. Ich habe es geschluckt, dieses Mal.

Das Abendessen mit den Kindern jedenfalls war wunderbar. Alle hatten Hunger und haben gegessen, bis sie geplatzt sind. Ich hätte das niemals erwartet, nicht von beiden. Auch Franziska hat es geschmeckt, obwohl sie ja kein Fondue mag. Es war jedenfalls so schön, endlich einmal alle so zufrieden zu sehen, dass ich fast geweint hätte vor Glück. Als Nachtisch gab es noch Berliner. Dann war umziehen und fertig machen fürs Bett dran. Franziska zeigt sich hier zunehmend auffällig, indem sie Dinge ankündigt, wie z.B. „Sasha, wir gehen jetzt Zähne putzen“ – aber dann etwas völlig anderes macht. Anstatt an ihr dran zu bleiben, räumt sie Wäsche auf, verlässt den Raum und kommt erst gar nicht wieder. Völlig inkonsequent und nachlässig. Ich versuche dann beide zu managen, obwohl sie ja immer alles mit Mama machen wollen… klappt mal so, mal so, aber ich bin wenigstens dabei. Zudem ist sie dann total kurz angebunden und verliert total schnell die Fassung, geht ruppig mit Nelian um oder verliert sich in endlosen Diskussionen mit Sasha, die beide dann zur Weißglut bringt und alles eskaliert. Deeskalation ist keine Eigenschaft, die sie derzeit gut beherrscht. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie auf ihrem Recht bestehen will, egal mit welcher Konsequenz.

Sie hat sich heute bei mir unten einquartiert, ohne zu frag

en, ob das OK ist. Ihre Schwester schläft oben auf ihrer Matratze bei Nelian. Ich habe Nelian bis um 22 Uhr bespaßt; wir sind gegen 20.30 ins Bett gegangen. Franziska ist dann gegen 21 Uhr zum Bahnhof nach Goslar gefahren, um ihre Schwester abzuholen, natürlich auch ohne das vorher mit mir zu besprechen. Wenn sie das möchte, dann wird es so gemacht. Ich fühle mich überfahren, aber aus Rücksicht auf Frieden fange ich keine Diskussionen mehr an… Absprachen waren und bleiben Fehlanzeige. Nelian ist dann eingeschlafen, als sie zurück war. Ich bin dann wieder aufgestanden, um auf das neue Jahr anzustoßen, alleine. Franziska ist ins Bett. Um 00.08 bekam ich eine Nachricht von ihr, dass Sasha geklingelt hat. Nicht frohes Neues Jahr oder Ähnliches. Ich war in der Küche und habe das Klingeln dadurch nicht gehört, Sasha kam dann aber runter zu mir. Das Geknalle hat sie geweckt. Wir haben dann zusammen das Feuerwerk angeschaut, und es war wunderschön mit ihr. Sie war begeistert und beeindruckt, und ich habe mich riesig gefreut, dass sie bei mir war.

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